FAQ - Antworten auf häufig gestellte Fragen

Gender-Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit wird in den FAQs das generische Maskulinum genutzt. Es sind ausdrücklich alle Geschlechter gemeint.

Hinweis: Die folgenden Antworten beziehen sich auf erwachsene ITP-Patienten. Die Antworten für Kinder und Jugendliche finden Sie ab hier

 

Erwachsene

(Erw.) Diagnose, Behandlung & Therapie

Die Diagnose erfolgt in erster Linie durch den Ausschluss anderer Ursachen. Dies umfasst eine ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung sowie Laboruntersuchungen wie das komplette Blutbild und den peripheren Blutausstrich. Spezifische Tests (wie der Nachweis von Antiplatelet-Antikörpern) werden sehr selten eingesetzt, da sie in ihrer Aussagekraft deutlich begrenzt sind. Eine Untersuchung des Knochenmarkes kann sinnvoll sein, wenn die Befundkonstellation nicht eindeutig ist.

Ja. Die ITP kann aber auch jederzeit wiederkommen.

Bei Erwachsenen verläuft die ITP häufig chronisch, aber es gibt Fälle, in denen nach geeigneter Therapie eine dauerhafte Remission erzielt werden kann. Eine „Heilung“ im klassischen Sinn ist jedoch nicht immer möglich – das Ziel der Behandlung ist es, ein sicheres Thrombozytenniveau zu erreichen und Blutungen zu verhindern.

Zu den ersten Therapieoptionen gehören Glukokortikoide (umgangssprachlich Cortison, z. B. Dexamethason, Prednison) und gegebenenfalls IVIG (Intravenöse Immunglobuline). Wenn diese nicht ausreichend wirken, kommen Zweitlinienoptionen in Betracht, wie Thrombopoetin-Rezeptoragonisten (TPO-RAs), Fostamatinib oder Rituximab.

Bei Rituximab muss beachtet werden, dass es off-label („außerhalb der Zulassung“) bei ITP eingesetzt wird. Es wird dennoch von vielen Experten, auch in der ITP-Leitlinie, als Therapiestandard angesehen. Die DGHO (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie) stellt einen vorformulierten Text für den Kostenübernahmeantrag bereit.

Es gibt weitere Medikamente oder Kombinationstherapien, die eingesetzt werden können. In manchen Fällen wird auch die Milz entfernt (Splenektomie).

Die Wirkung der Behandlungen kann variieren:

  • Glukokortikoide (z. B. Dexamethason, Prednison) führen oft innerhalb von 2 bis 14 Tagen zu einem Anstieg der Thrombozytenzahl.
  • Intravenös verabreichtes Immunglobulin (IVIG) kann oft schon innerhalb von 1 bis 3 Tagen wirken.
  • Thrombopoetin-Rezeptoragonisten (TPO-RAs) (wie Romiplostim, Eltrombopag, Avatrombopag) zeigen typischerweise innerhalb von 7 bis 14 Tagen einen Anstieg der Blutplättchen.
  • Der SYK-Inhibitor Fostamatinib zeigt typischerweise innerhalb von 7 bis 14 Tagen einen Anstieg der Blutplättchen.

Beachten muss man, dass individuelle Reaktionen unterschiedlich sein können.

Bei Blutungszeichen, aber mit unterschiedlicher Wirkungsweise. Cortison hebt die Thrombozytenzahl an. Cyklocapron® nicht – es wirkt der Blutungsneigung entgegen.

  • Glukokortikoide (umgangssprachlich Cortison, z. B. Dexamethason, Prednison) werden bei Schleimhautblutungen gegeben, um die Gefäßwand zu stabilisieren: die roten Blutkörperchen können dann nicht mehr das Gefäß verlassen. Die Wirkung, d.h. ein Sistieren der Blutung, tritt auch ohne Anstieg der Thrombozytenzahlen nach wenigen Stunden ein. Glukokortikoide sollten nicht länger als 3-4 Tage gegeben werden.
  • Cyklocapron® (Wirkstoff Tranexamsäure) wird z. B. als Tablette an den Tagen der Periode gegeben, um die Periodenblutung abzuschwächen. Bei ITP-Patienten, die häufig Nasenbluten haben, kann eine Tranexam-haltige Nasensalbe hilfreich sein. Bei häufiger Blutung aus der Mundschleimhaut kann eine Tranexam-haltige Mundspülung Blutungen verhindern.

 

Bei schwerem Verlauf und hoher Blutungsneigung.

Eine Therapie ist nur notwendig bei ständiger Blutungsneigung. Jeder hat das Recht, eine Therapie, die nicht leitliniengerecht ist, abzulehnen. Die dann oft übliche Szene: "Unterschreiben Sie, dass Sie gegen ärztlichen Rat handeln", hat keinerlei juristischen Wert.

Einige frei verkäufliche Medikamente können das Blutungsrisiko erhöhen oder die Funktion der Blutplättchen beeinträchtigen. Insbesondere sollten Aspirin®/ASS etc. sowie andere sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac vorsichtig eingenommen werden, da sie die Thrombozytenaggregation (das Verklumpen der Blutplättchen) stören können. Auch andere Präparate, die das Blut verdünnen oder die Blutgerinnung beeinflussen (z. B. manche pflanzlichen Präparate)‚ können problematisch sein․

Es ist ratsam, vor der Einnahme von Medikamenten aus der Hausapotheke Rücksprache mit dem (Haus-)Arzt zu halten.

Bei Nasenbluten empfiehlt es sich:

  • Setze einen sauberen, weichen Stoff (z. B. ein Taschentuch oder Mulltuch) an den Nasenflügeln an und übe festen Druck aus.
  • Neige den Kopf leicht nach vorne, damit das Blut nicht in den Rachen läuft.
  • Bleibt das Nasenbluten länger als etwa 15 bis 20 Minuten bestehen oder ist es sehr stark, sollte ein HNO-Arzt aufgesucht werden, der eine lokale Blutstillung durchführt.

Manche Ärzte geben auch individuelle Empfehlungen oder verschreiben gegebenenfalls Medikamente, um das Nasenbluten zu reduzieren.

Hilfreich können auch Gelaspon® oder Raucocel®-Tamponaden sein.

Das Intervall der Blutkontrollen hängt von dem individuellen Zustand ab:

  • Bei stabilen Blutplättchenzahlen ohne Symptome reicht es oft, die Werte alle paar Monate zu überprüfen.
  • Wenn sich jedoch die Medikation ändert, Symptome wie Blutungen oder starke Müdigkeit auftreten oder eine akute Phase eintritt, sollten die Blutwerte engmaschiger kontrolliert werden, bis sich ein stabiler Zustand eingestellt hat.

Der Arzt legt das genaue Überwachungsintervall anhand der persönlichen Situation fest.

Ja, eine Rehabilitationsmaßnahme kann in manchen Fällen sinnvoll sein. Eine Reha zielt darauf ab, die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Vor allem, wenn es aufgrund der ITP oder der Behandlung (z. B. durch Glukokortikoide) zu Müdigkeit oder muskulären Schwächen gekommen ist, kann eine gezielte physikalische Therapie und Bewegungstherapie unterstützend wirken. Insbesondere das Zusammenwirken von Entspannung und sportlichen Therapien sowie ein strukturierter Tagesablauf kann hierbei sehr hilfreich sein.

Die Reha ist jedoch selten eine Kassenleistung bei ITP. Eine individuelle Beratung wird empfohlen.

Hierfür kann es hilfreich sein, die betreffenden Medikamente in Arzneimittel-/ Wechselwirkungs-Checkern zu suchen,

z.B. Apotheken-Umschau oder Drugs

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Informationen nicht den Rat deines behandelnden Arztes ersetzen. Bitte kläre alle Fragen mit deinem behandelnden Arzt.

Schau gern auf unserer Übersichtskarte, zu den am ITP-Register beteiligten Registerzentren, vorbei.

(Erw.) Impfungen, Infekte & immunologische Erkrankungen

Ja, Infektionen – auch eine einfache Erkältung – können bei manchen Menschen mit ITP zu einem vorübergehenden Abfall der Thrombozytenzahl führen. Oft reagiert der Körper auf eine Infektion, indem die Thrombozytenzahl sinkt. Auch bei gesunden Menschen kann es bei Infektionen zu einer leichten Thrombozytopenie kommen. Wichtig ist, den Blutbild-Verlauf nach Rücksprache mit dem betreuenden Arzt zu überwachen.

Ja, in der Regel können und sollten Patienten mit ITP geimpft werden. Es stimmt, dass ITP Fälle auch nach Impfungen aufgetreten sind bzw. ein möglicher kausaler Zusammenhang mit der Impfung beschrieben wurde. Impfungen sind jedoch der wirksamste Schutz gegen Infektionen, den die Medizin bieten kann und Infektionen wiederum der vermutlich häufigste Auslöser einer ITP.
Viele Impfungen können bei ITP-Patienten mit niedrigen Thrombozytenzahlen subcutan statt intramuskulär verabreicht werden, um eine Muskelblutung zu vermeiden. Eine Liste, welche Impfstoffe bei Blutungsneigung statt intramuskulär alternativ auch subcutan verabreicht werden können, findet sich bei Impfstoff-Tabelle: Injektionsweg mit Fokus Injektion bei Blutungsneigung

Es gibt keine Berichte über ITP nach Grippeimpfungen. Nach Covid-19-Impfungen wurden zwischen 0,8 und 11,3 Fälle von ITP pro 1 Million Impfdosen dokumentiert [Gan et al., 2022].

Nicht-Impfen bei ITP ist riskanter als Impfen.

Ja, bei manchen Menschen mit ITP können auch andere Autoimmunerkrankungen auftreten. Zum Beispiel wird bei einer sekundären ITP häufig auch an Erkrankungen wie systemischem Lupus erythematodes (SLE) gedacht. In der Regel wird bei der Diagnostik geprüft, ob die Thrombozytopenie primär (ohne erkennbare Ursache) oder sekundär, also in Verbindung mit einer anderen Autoimmunerkrankung, vorliegt. Nur ein Teil der ITP-Patienten hat einen solchen Zusammenhang zu sekundären Ursachen.

ITP und das Von-Willebrand-Syndrom (VWD) sind grundsätzlich zwei unterschiedliche Erkrankungen. ITP ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Blutplättchen angreift, während VWD eine meist angeborene und in seltenen Fällen erworbene Störung der Blutgerinnung ist, die durch einen Mangel oder eine Fehlfunktion des Von-Willebrand-Faktors bedingt ist. Es besteht kein direkter kausaler Zusammenhang. Bei einer bestimmten Form des von-Willebrand-Syndroms sind auch die Blutplättchen vermindert, daher kann es sein, dass im Rahmen der Umfeld- Diagnostik bei neu aufgetretener Immunthrombozytopenie von den betreuenden Ärzten auch eine von-Willebrand Diagnostik durchgeführt wird.

In seltenen Fällen können beide Erkrankungen bei einer Person auftreten, aber sie haben unterschiedliche Ursachen und erfordern auch unterschiedliche Behandlungsansätze.

Nein. Aber niedrige Thombozyten können ein Symptom von Leukämie sein – Ausschlussdiagnose.
Bei einer Leukämie sind aber neben den Thrombozyten auch andere Blutzellen erniedrigt.

(Erw.) Versorgungsmedizinischer Ausweis

Ja, es gibt sogenannte Notfallausweise oder -karten für Patienten mit Thrombozytopenie/ITP. Diese Ausweise enthalten wichtige Informationen wie die Diagnose, aktuelle Thrombozytenzahlen, Notfallkontakte und Hinweise zur medikamentösen Behandlung. In Deutschland empfehlen beispielsweise einige Patientenorganisationen und Ärzte, einen solchen medizinischen Notfallausweis (z. B. von Selbsthilfegruppen oder in ITP-Zentren) mitzuführen. Es ist sinnvoll, dies mit deinem behandelnden Arzt zu besprechen, um den für dich passenden Ausweis zu erhalten.
Wenn keine speziellen Ausweise zu haben sind, kann man die internationalen Notfallausweise benutzen und dort unter "Sonstiges" die wichtigsten Informationen eintragen. Aber nicht vergessen, dem Patienten zu sagen, dass es sich bei der ITP nicht um einen Notfall handelt!

Es gibt kein Notfallarmband speziell für ITP-Patienten. Bei einem ITP-Patienten, der eine hohe Blutungsneigung hat, kann es aber sinnvoll sein, eine Notfall-Kapsel als Anhänger, am Schlüsselbund oder als Armband dabei zu haben. In dieser Kapsel kann die wichtigste Information, z.B. was bei einer starken Blutung notwendig ist, untergebracht werden.
Zu finden z.B. unter Bereit24 oder SOS-Talisman oder ID-No.

Der Grad der Behinderung (GdB) wird in Deutschland sehr individuell bewertet. Wenn ITP zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führt, kann ein Antrag gestellt werden. Hierbei helfen spezialisierte Ärzte oder Beratungsstellen, den individuellen Fall zu beurteilen.

(Erw.) Psychische Auswirkungen

Fatigue (= chronisches Erschöpfungssyndrom) bezeichnet eine anhaltende, starke Müdigkeit, die über normale Erschöpfung hinausgeht. Bei ITP berichten viele Patienten über Fatigue, die sowohl durch die Erkrankung selbst als auch durch die Nebenwirkungen der Behandlung bedingt sein kann.

Viele Menschen mit ITP berichten, dass die Erkrankung nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastend ist. Es ist durchaus üblich, dass bei ITP Ängste und Sorgen entstehen – etwa bezüglich plötzlicher Blutungen oder der Unsicherheit über den Krankheitsverlauf. Neben der Behandlung der Thrombozytopenie kann auch psychologische Unterstützung oder der Austausch in Selbsthilfegruppen hilfreich sein.

Hier finden Sie die Patientenvertretung der ITP-Allianz mit Hinweisen zu Selbsthilfegruppen.

(Erw.) Medizinische Eingriffe

Ja, es ist sehr wichtig, dass dein Zahnarzt über die ITP informiert ist. Vor größeren zahnärztlichen Eingriffen kann es notwendig sein, vorübergehend die Thrombozytenzahl zu erhöhen (zum Beispiel mit Medikamenten oder IVIG), um das Blutungsrisiko zu senken. Dein behandelnder Arzt und Zahnarzt sollten eng zusammenarbeiten, um den Eingriff so sicher wie möglich zu gestalten.

In den meisten Fällen ist bei ITP aufgrund der niedrigen Thrombozytenzahl und des erhöhten Blutungsrisikos eine Blutspende nicht möglich. Auch bei der Organspende gibt es oft Einschränkungen. Dies sollte individuell mit den zuständigen Spendeorganisationen und deinem Arzt besprochen werden. Eine Körperspende an die anatomischen Institute sollte dagegen möglich sein.

(Erw.) Lebensstil

Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel ist durchaus wichtig für das Immunsystem und die allgemeine Gesundheit. Allerdings gibt es bisher keine klaren Belege dafür, dass Vitamin D die für eine ITP wichtige Thrombozytenzahl direkt verändern kann. Es kann dennoch sinnvoll sein, einen guten Vitamin-D-Spiegel zu halten.

Für Reisen ist es wichtig, dass man gut vorbereitet ist:

  • Führe einen Notfallausweis mit, der deine Erkrankung dokumentiert. Wenn möglich auch in Englisch.
  • Stelle sicher, dass du genügend Medikamente und alle wichtigen Dokumente dabei hast.
  • Prüfe deinen Impfstatus.
  • Informiere dich vorab bei deinem Arzt, ob besondere Vorsichtsmaßnahmen (z. B. zusätzliche Blutkontrollen) nötig sind.
  • In der Regel gibt es bei Flugreisen keine spezifischen Einschränkungen.

Bei längeren Reisen, kann es sinnvoll sein, sich vorab über die Verfügbarkeit medizinischer Einrichtungen zu informieren.

(Erw.) Schwangerschaft

Viele Frauen mit ITP können schwanger werden. Allerdings ist eine enge Überwachung während der Schwangerschaft wichtig, da sich die Thrombozytenzahlen verändern können. Eine Zusammenarbeit zwischen Hämatologen und Gynäkologen mit Erfahrung in der Betreuung von ITP-Patientinnen wird empfohlen.

Bei Schwangeren, die entweder eine ITP haben oder hatten, muss erwartet werden, dass ca. 30 % der Neugeboren, durch, über die Plazenta passiv erworbene Antikörper, eine Thrombozytopenie haben; in ca. 10 % sind die Thrombozyten < 50 G/l. Bei Blutungsneigung ist die Therapie der Wahl IVIG. Die Thrombozytopenie klingt bei den Kindern nach ca. 2-3 Monaten ab. In seltenen Fällen kommt es durch IgA-Antikörper in der Muttermilch bei gestillten Kindern zu einem Andauern der Thrombozytopenie. Abstillen führt dann zu einer Normalisierung der Thrombozyten-Werte.

Kinder und Jugendliche

(Kind.) Diagnose, Behandlung & Therapie

Die Diagnose ITP ist eine Ausschluss-Diagnose. Dies ist mit Anamnese, körperlicher Untersuchung, Blutbild und Betrachten des Blutausstrichs möglich. Thrombozyten-Antikörper brauchen nicht bestimmt werden, da sie auch bei Individuen, die keine ITP haben, gefunden werden können. Auch die Bestimmung von Gerinnungswerten oder eine Knochenmarkpunktion sind nicht notwendig, um die Diagnose ITP zu stellen.

Eine Untersuchung des Knochenmarkes kann sinnvoll sein, wenn die Befundkonstellation nicht eindeutig ist.

Bei Kindern kommt es häufig zu einer spontanen Remission. Durch Medikamente kann die ITP aber nicht geheilt werden. Eine Heilung, d.h. eine Remission kann nur spontan erfolgen. Medikamente können lediglich die Thrombozytenzahl anheben.

Ja. Die ITP kann aber auch jederzeit wiederkommen.

Bei Kindern mit neu diagnostizierter ITP werden nur selten Medikamente benötigt:

  • Glukokortikoide (umgangssprachlich Cortison, z. B. Dexamethason, Prednison) werden bei Schleimhautblutungen gegeben, um die Gefäßwand zu stabilisieren. Die Wirkung, d.h. ein Sistieren der Blutung, tritt auch ohne Anstieg der Thrombozytenzahlen nach wenigen Stunden ein. Glukokortikoide sollten nicht länger als 3-4 Tage gegeben werden. Prednison muss ausgeschlichen werden, wenn es > 6 Wochen lang gegeben wurde, weil es in dieser Zeit zu einer Unterdrückung der eigenen Cortison-Produktion in der Nebenniere kommen kann. Dexamathason muss nicht ausgeschlichen werden.
    Ein Magenschoner ist meist nicht nötig, kann aber bei Sodbrennen eingesetzt werden.
  • Intravenös verabreichtes Immunglobulin (IVIG) kann oft schon innerhalb von 1 bis 3 Tagen wirken.
  • Hochdosiertes Methlyprednisolon als Notfallmedikament kann bei den sehr seltenen lebensbedrohlichen Blutungen gegeben werden.

Wenn Kinder eine chronische ITP entwickeln (ITP länger als 12 Monate), sind es lediglich ca. 10 % dieser Kinder, die eine Therapie brauchen, da sie ständig oder sehr häufig bluten. Auf keinen Fall dürfen Glukokortikoide über längere Zeit gegeben werden, sondern dann kommen Thrombopoietin-Rezeptoranaloga (TPO-RA) (wie Revolade® oder Nplate®) zum Einsatz. TPO-RAs zeigen typischerweise innerhalb von 7 bis 14 Tagen einen Anstieg der Blutplättchen.
Bei Kindern mit chronischer ITP kann auch Rituximab verwendet werden. Es gibt Hinweise, dass bei Autoimmunerkrankungen, also auch bei der ITP, eine kleinere Dosis als üblich (nämlich 100 mg als Einzeldosis anstatt 365 mg /m2) den gleichen Erfolg und weniger Nebenwirkungen hat [Provan et al., 2007; Fu et al., 2020; Darlow et al., 2025].
Vor der Gabe von TPO-RAs wird keine Knochenmarkpunktion gefordert.

Der SYK-Inhibitor Fostamatinib zeigt typischerweise innerhalb von 7 bis 14 Tagen einen Anstieg der Blutplättchen.

Beachten muss man, dass individuelle Reaktionen unterschiedlich sein können.

Eine Splenektomie ist bei Kindern mit chronischer ITP extrem selten indiziert und sollte nur zurückhaltend erwogen werden.

Bei Blutungszeichen, aber mit unterschiedlicher Wirkungsweise. Cortison hebt die Thrombozytenzahl an. Cyklocapron® nicht – es wirkt der Blutungsneigung entgegen.

  • Glukokortikoide (umgangssprachlich Cortison, z. B. Dexamethason, Prednison) werden bei Schleimhautblutungen gegeben, um die Gefäßwand zu stabilisieren: die roten Blutkörperchen können dann nicht mehr das Gefäß verlassen. Die Wirkung, d.h. ein Sistieren der Blutung, tritt auch ohne Anstieg der Thrombozytenzahlen nach wenigen Stunden ein. Glukokortikoide sollten nicht länger als 3-4 Tage gegeben werden.
  • Cyklocapron® (Wirkstoff Tranexamsäure) wird z. B. als Tablette an den Tagen der Periode gegeben, um die Periodenblutung abzuschwächen. Bei ITP-Patienten, die häufig Nasenbluten haben, kann eine Tranexam-haltige Nasensalbe hilfreich sein. Bei häufiger Blutung aus der Mundschleimhaut kann eine Tranexam-haltige Mundspülung Blutungen verhindern.

Bei schwerem Verlauf und hoher Blutungsneigung.

Eine Therapie ist nur notwendig bei ständiger Blutungsneigung. Jeder hat das Recht, eine Therapie, die nicht leitliniengerecht ist, abzulehnen. Die dann oft übliche Szene: "Unterschreiben Sie, dass Sie gegen ärztlichen Rat handeln", hat keinerlei juristischen Wert.

Einige frei verkäufliche Medikamente können das Blutungsrisiko erhöhen oder die Funktion der Blutplättchen beeinträchtigen. Insbesondere Aspirin® und Aspirin®-haltige Medikamente müssen vermieden werden, da sie die Thrombozytenaggregation (das Verklumpen der Blutplättchen) stören können. Auch andere Präparate, die das Blut verdünnen oder die Blutgerinnung beeinflussen (z. B. manche pflanzlichen Präparate), können problematisch sein.

Es ist ratsam, vor der Einnahme von Medikamenten aus der Hausapotheke Rücksprache mit dem (Haus-)Arzt zu halten.

Bei Nasenbluten die Nase 5 Minuten zuhalten. Der Kopf sollte leicht nach vorne geneigt werden, damit das Blut nicht in den Rachen läuft.

Sollte es nicht aufhören zu bluten, sind Corticoide indiziert: 2 mg/kg Körpergewicht für 3-4 Tage. Bei häufigem Nasenbluten ist die Applikation einer Salbe mit Tranexam-Säure (200 mg Tranexam in 10 g weicher Nasensalbe) hilfreich.

Bleibt das Nasenbluten länger bestehen oder ist es sehr stark, vor allem, wenn es immer aus dem gleichen Nasenloch blutet, sollte ein HNO-Arzt aufgesucht werden, der eine lokale Blutstillung durchführt.

Eine Kontrolle der Thrombozytenzahl hat die Aufgabe, eine evtl. Remission zu dokumentieren. Eine Therapie hängt ja nicht von der Thrombozytenzahl, sondern von der Blutungsneigung ab. Bei Kindern mit einer neu diagnostizierten ITP empfehlt sich die Bestimmung der Thrombozytenzahl nach 1 Woche (spontane Remission bei ca. 15 % der Kinder), und, wenn keine neuen Petechien bzw. Hämatome mehr aufgetreten sind, nach 6 Wochen (spontane Remission bei 60 %), nach 6 Monaten (spontane Remission bei ca. 80 %) und nach 1 Jahr.

Bei Kindern mit ITP bzw. ihren Eltern ist eine Reha nicht sinnvoll.

Hierfür kann es hilfreich sein, die betreffenden Medikamente in Arzneimittel-/Wechselwirkungs-Checkern zu suchen,
z.B. Apotheken-Umschau oder Drugs

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Informationen nicht den Rat eines Arztes ersetzen. Bitte klären Sie alle Fragen mit dem behandelnden Arzt.

Kinderärzte mit Erfahrung zur ITP finden Sie an vielen Unikliniken.
Zudem können Sie sich auch an unsere pädiatrischen Mitglieder der ITP-Allianz wenden:

Dr. med. Roswitha Dickerhoff
München
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Tel.: +49 89 322 22 600

(Kind.) Psychische Auswirkungen

Fatigue (=chronisches Erschöpfungssyndrom) bezeichnet eine anhaltende, starke Müdigkeit, die über normale Erschöpfung hinausgeht. Bei Kindern mit ITP ist Fatigue sehr selten.

Ein Faktor, der zu Angst und Sorgen führt - zumindest bei Eltern von Kindern mit ITP - sind die schreckweiten Augen des ersten behandelnden Kollegen, der selten eine ITP sieht, unsicher ist und wenig bis nichts über die ITP weiß. Und der dann noch das Wort "Leukämie" fallen lässt. Nach meiner (pädiatrischen) Erfahrung kommt es nicht zu Angst und Besorgnis, wenn den Eltern von vorne herein vermittelt wird, dass die ITP bei Kindern nicht lebensbedrohlich ist und das es bei den meisten Kindern (85-90 %) innerhalb eines Jahres zu einer spontanen Remission kommt.